In der Geschichte der amerikanischen Politik gibt es viele außergewöhnliche Ideen – einige visionär, andere fragwürdig. Doch eine Aussage von Carty Finkbeiner, dem ehemaligen Bürgermeister von Toledo, Ohio, bleibt besonders in Erinnerung. Sein Vorschlag aus dem Jahr 1994 löste eine hitzige Debatte aus: Er empfahl, Häuser in der Nähe des Flughafens an gehörlose Menschen zu verkaufen, um Lärmbeschwerden zu minimieren.

Toledo Express Airport hatte in den frühen 1990er Jahren ein Problem: Immer mehr Anwohner beschwerten sich über den steigenden Fluglärm. Um diese Beschwerden zu verringern, kaufte die Stadt betroffene Häuser auf. Während einer Sitzung brachte Finkbeiner daraufhin eine Idee ins Spiel, die für großes Aufsehen sorgte: Die Häuser könnten doch an gehörlose Menschen verkauft werden – schließlich würden sie den Lärm nicht hören.
Von Pragmatismus zu Protesten
Was für Finkbeiner zunächst nach einer praktischen Lösung klang, wurde von vielen als beleidigend empfunden. Gehörlosenverbände reagierten empört und wiesen darauf hin, dass sie zwar nicht hören, aber dennoch Erschütterungen und andere Umweltfaktoren wahrnehmen können. Ein Aktivist aus der Community verglich den Vorschlag mit der Annahme, dass blinde Menschen ausschließlich nachts arbeiten sollten, weil sie kein Licht benötigen.

Rückzug und Rechtfertigung
Nach massiver Kritik versuchte Finkbeiner, seinen Vorschlag zu relativieren. Er erklärte, dass die Idee nicht als endgültige Maßnahme gedacht war, sondern lediglich als Anstoß für eine Diskussion. Doch der Schaden war bereits angerichtet – landesweit berichteten Medien über den Vorfall, und Finkbeiner musste sich den Vorwurf gefallen lassen, eine ganze Bevölkerungsgruppe auf ihre Behinderung zu reduzieren.
Carty Finkbeiner blieb dennoch eine schillernde Figur in der Politik Toledos – aber sein Vorschlag von 1994 bleibt eines der denkwürdigsten Beispiele für einen „unkonventionellen“ politischen Ansatz.