Ein Bauer besaß einen Esel und eine Ziege. Der Esel musste hart arbeiten und viele Lasten tragen. Als Lohn dafür und damit er stark und gesund blieb, bekam er vom Bauern das beste Essen. Die Ziege aber, von der keine besonderen Leistungen erwartet wurden, bekam das zu essen, was übrigblieb. Darüber ärgerte sie sich und blickte voller Neid und Eifersucht auf den Esel. Scheinheilig tat sie so, als ob sie Mitleid mit ihm hätte und sagte zu ihm: „Du bist arm dran, dass du so schwer arbeiten musst. Wenn ich dir einen Rat geben darf, dann empfehle ich dir, bei deinem nächsten Arbeitseinsatz in ein Loch zu treten und so zu tun, als ob du dich schwer verletzt hättest. Dann wird der Bauer dir eine Zeit lang nicht mehr nur Lasten aufbürden und dich stattdessen aufpäppeln und umhegen.“
Der Esel fand diesen Vorschlag äußert verlockend und als er wenig später wieder voll beladen mit dem Bauern unterwegs war, täuschte er vor, zu stolpern und ließ sich in ein Loch fallen. Dabei verletzte er sich schwer. Der Bauer war nun in großer Sorge, sein einziges Arbeitstier zu verlieren und ließ sofort einen Tierarzt herbeirufen. Der untersuchte den Esel und sagte zum Bauern: „Wenn du deinen Esel wieder gesundmachen willst, dann empfehle ich dir, ihm als Arznei etwas von der getrockneten und pulverisierten Leber einer Ziege ins Futter zu tun. Das wird den Esel wiederaufrichten.“
Der Bauer folgte dem ärztlichen Rat und ergriff die Ziege und schlachtete sie.
Moral der Geschichte: Neid und Eifersucht sind schlechte Ratgeber.
Äsop